„Now you see your time is finally
gone
to live your life just one day by one“
- Mighty Oaks / Just
one day
mein morgendliches Tagebuch schreiben in Moumbani, Tansania |
Wenn ihr für eine etwas längere Zeit aus eurer kleinen Welt heraus steigt und in eine andere Welt eintretet, dann kann es ein ganz schön komisches Gefühl sein, in die eigene wieder zurück zu kommen. Man fühlt sich fremd und hat Heimweh, obwohl man doch eigentlich wieder zu Hause ist. Bei mir fühlt es sich jedenfalls so an. Ich melde mich sehr spät wieder zurück, da ich in den letzten Tagen ziemlich durch einander war. Ich hatte eine traumhafte Zeit in Afrika, sie hat mich geprägt und in gewisser Hinsicht auch verändert. Jetzt, wenn ich wieder daheim bin, bemerke ich, dass sich hier überhaupt nichts verändert hat. Und das macht mich gleichermaßen frustriert, traurig als auch ängstlich. Werde ich wieder die Gleiche, wenn ich mich erst mal wieder eingelebt habe? Ich bin froh, über meine neuen Charaktereigenschaften, die neuen Sichtweisen und mein etwas anderes, recht gewöhnungsbedürftiges Aussehen. Aber kann ich dieser Mensch auch hier im strikten, vernünftigen und schlichten Deutschland sein? Und was ist, wenn ich für länger hier bleibe, wo sich scheinbar gar nichts verändert mit den Monaten? Ich habe immer gedacht, es ist ein schönes Gefühl nach einer langen Reise nach Hause zu kommen und alles ist noch so, wie man es verlassen hat. Es gibt einem Sicherheit und ... ja ... eben ein schützendes und offenes Heim. Aber ich fühle mich in dieser Beständigkeit unwohl, eingeengt, fehl und fremd. Ich habe mich verändert, wie kann ich mich hier noch immer wohlfühlen, wenn sich gar nichts verändert hat. Wird sich je etwas ändern? Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als wieder zurück zu fliegen. Ich habe die wunderbarsten Menschen kennen lernen dürfen, mit denen mich so viele Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten verbinden, dass der Abschied unglaublich schwer fiel. Krampfhaft habe ich versucht meinen Flug zu verschieben, aber die Fluggesellschaft ist da nicht so spontan gewesen wie ich. Was tat mir meine Familie leid, als sie mich am Flughafen in Empfang nahm und ich tränenüberströmt zusammen brach, weil ich realisierte wieder dort zu sein, wo ich noch im Februar war. Dass die zwei Monate viel schneller umgegangen sind, als ich gedacht hatte und ich total unvorbereitet bin auf die Zeit, die jetzt hier auf mich wartet. Eigentlich hätte ich eine Ausbildung oder ein Studium anfangen müssen im August oder September. So wie es meine Freunde ja bereits letztes Jahr getan haben. Doch ich habe keine Idee auf was ich mich bewerben soll. Wir haben hier in Deutschland so viele Möglichkeiten. Ich kann Fotografin werden, Industriekauffrau, ich kann bei der Feuerwehr arbeiten oder als Gärtner tätig sein. Ich kann als Pilotin von Land zu Land fliegen oder als Arzt in Entwicklungsländern helfen. In Afrika haben sie diese Möglichkeiten nicht und daher fühle ich mich verpflichtet, irgendetwas aus meinen Chancen zu machen und sie nicht einfach so liegen zu lassen. Doch ich möchte keine Fotografin werden, oder Pilotin, geschweige denn Industriekauffrau. Das bin einfach nicht ich. Und was ich auf meiner Reise gelernt habe ist, dass ich mit 19 Jahren noch verdammt wenig von der Welt weiß und das möchte ich in meinem nächsten Jahr ohne Plan und Zukunft ändern. Man fragte mich immer wieder über Deutschland aus - was esst ihr denn da, was sind so traditionelle Speisen? Und wie geht die Nationalhymne? Ach, und wer hat euer Land gegründet? Ich habe gemerkt, dass ich so gut wie nichts über mein Heimatland weiß. Es hat mich auch nie so wirklich interessiert, doch ich finde, wenn man in ein anderes Land reist, bringt man ein Stück fremder Kultur mit. Und ich eben die deutsche. Daher möchte ich Deutschland näher kennen lernen und zwar in der Zeit, in der ich für Geld für neue Flugtickets arbeite. Ich habe neue Freunde, überall rund um den Globus. Ich kann sagen, ich bin überall auf der Welt zu hause. Und dieses Gefühl ist so viel stärker, als die Enttäuschung über meine kleines Dorf aus dem ich komme, in dem sich immer noch die gleichen Stammgäste sonntags abends in der einzigen Kneipe betrinken und man noch immer die gleichen Hundebesitzer mit ihren Vierbeinern im Morgengrauen spazieren gehen sieht.
Ich möchte einen Neuanfang. Ich habe viele Vorsätze gehabt und auch die haben sich geändert. Ich liebe das bloggen, denn ich liebe das Schreiben und das Lesen anderer Blogs. Doch ich möchte diesen kleinen Blog hier nicht so sehr verbiegen, bis er mir wieder gefällt. Er ist ein Teil von mir, welches ich nicht missen möchte. Daher werde ich in einiger Zeit einen neuen Blog beginnen. Einen anderen Blog, meinen eigenen!
Es würde mich wahnsinnig freuen, wenn ihr mich auch dort besuchen kommen würdet. Ich weiß noch nicht, was ihr dort finden werdet, aber neugierige Leser sind immer herzlich willkommen. Sicher werdet ihr dort auch von meinen Auslandserfahrungen lesen können. Und das sind ganz besondere Erlebnisse gewesen, die ich unbedingt mit euch teilen möchte.
Lorá